Stella Kown-Mockenhaupt: Landschaften, die Farben der Natur

Die Art Galerie Siegen präsentiert ab dem 15. April 2018:
Stella Kown-Mockenhaupt: Landschaften, die Farben der Natur

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„Man muß die Natur [Landschaft] nicht reproduzieren, sondern präsentieren, durch was? Durch gestaltende farbige Äquivalente. […] Die Kunst ist eine Harmonie parallel zur Natur.“  Paul Cézanne (1896)

Seine Ursprünge hat der Begriff „Landschaft“ im Althochdeutschen des 12. Jahrhunderts und im Verlaufe des Mittelalters entwickelt sich die Bedeutung hin zu der bis heute gültigen geographischen Dimension des Begriffs. In der Malerei der Renaissance bürgerte sich der Begriff Landschaft als Bezeichnung für die Darstellung eines Ausschnitts der Natur ein, der im Laufe des 16. Jahrhunderts als „landscape“ im Englischen und „landschap“ im Niederländischen aufkeimte. Im romanischen Sprachraum entstand zur gleichen Zeit das französische „paysage“. Das italienische „paesaggio“ setzte sich über die Jahre hinweg jedoch als Gattungsbegriff durch, der mit seiner warmen Klangfarbe Assoziationen an die Harmonie Stella Kown-Mockenhaupts Bilder hervorruft.

Die Landschaften, die Stella Kown-Mockenhaupt inszeniert, sind zumeist auf Reisen, oder vor Ort fotografiert und entstehen im Atelier. Sie vollbringt es, momentane Eindrücke der Farbkombinationen aus der Natur beziehungsweise der gesehenen Malobjekte auf Leinwand neu zu interpretieren. Ihre technisch anspruchsvolle und eindrucksvolle Malerei bewerkstelligt sie mit Eitempera- und Aquaruellfarben.

„Bei den Landschaften arbeitet sie mit rein optischen Vorgestalten, reinen Sehdaten, autonomen Farbflecken, die sich im Verlauf des Arbeitsprozesses untereinander abstimmen. Sie hat keine Ähnlichkeit mehr mit dem, was sie im realistischen Sinne zeigen sollen.  Vielmehr wird durch Zusammenfügen der Farbflecken die gemeinte Bildwelt neu hervorgebracht.“ Prof. Herbert Wilmsmeyer

Die 1956 in Südkorea geborene Stella Kown-Mockenhaupt studierte Germanistik und Kunst an der Universität Siegen und lebt als freischaffende Künstlerin in Brachbach bei Siegen. Darüber hinaus ist sie Mitglied der Arbeitsgemeinschaft Siegerländer Künstler. Seit 2004 geht sie verschiedenen Lehrtätigkeiten nach, wie etwa am Atlanta Language Institute oder der Schule für Bildende Kunst in Siegen. Stella gewann 1999 die Blacktown Citycouncil und Hornsby Art Society Kunstpreise in Sydney.
Wir laden Sie herzlich zur Ausstellung dieser farbenfrohen Kunst ein.

Stella Kown-Mockenhaupt
Landschaften, die Farben der Natur
15. April bis 16. Juni 2018
Vernissage: Sonntag, 15. April 2018, 11 Uhr
Zur Eröffnung sprach: Ann-Katrin Drews M.A.

Liebe Gäste, liebe Freundinnen und Freunde der Art Galerie, liebe Helga, lieber Thomas, vielen Dank, dass ihr mich heute eingeladen habt, hier heute anlässlich der Ausstellungseröffnung von Stella Kown-Mockenhaupt zu sprechen.
Und damit möchte ich auch die Künstlerin, dich, liebe Stella, begrüßen und vorstellen. Wir haben uns erst vor Kurzem kennen gelernt und ich freue mich, dass du mir deine Kunst gezeigt hast und wir sie heute hier mit allen Anwesenden zusammen anschauen können.
Ein paar Eckdaten zum Biografischen: Die Südkoreanerin Stella Kown-Mockenhaupt ist der Region Siegen seit dem Studium an der hiesigen Universität verbunden. Ausgebildet in Germanistik, Kunst, Pädagogik und katholischer Theologie bewegt sie sich seitdem in der Welt der Kunst, sowohl als Malerin als auch als Dozentin und Lehrerin, bis nach Australien und in die USA.  Stella ist Mitglied der Arbeitsgemeinschaft Siegerländer Künstler, ein essentielles Kollektiv, das, prägend für die Kulturlandschaft, immer wieder Ausstellungen realisiert.
Und häufig, wie sie nachher auch noch feststellen können, dient die Gegend hier ihr natürlich auch als Inspiration und Vorbild.
In der Kunstgeschichte werden gerne Vergleiche bemüht. Nun erzähle ich Ihnen nichts Neues, wenn ich im Vergleich oder im Bezug auf Stellas Landschaftsmalerei den Künstler Paul Cézanne erwähne. Im 19. Jahrhundert revolutionär für die Kunst und mitten hinein in die Darstellung von Landschaft jenseits vorheriger, gegenständlicher Abbildung, ist er uns heute vor allem für seine kräftigen Farbflächen bekannt.
Die Ausstellung hier heißt „Landschaften, die Farben der Natur“ und wenn wir Kunsthistoriker den Begriff „Landschaftsmalerei“ hören, werden, wie gesagt, unweigerlich vergangene Kapitel aufgeschlagen. Keine Kunst kommt aus dem Nichts und ist immer eine Art Weiterentwicklung, Übersetzung, oder auch ein Erbe von dem, was vorher war. Dies muss allerdings nicht negativ sein, im Sinne von „nur zurück blicken“, sondern ist im Gegenteil ein spannender Einstieg in eine Diskussion: wie kann Landschaftsmalerei heute entstehen und aussehen?
Man möchte sich die Impressionisten vielleicht mit Staffelei, in herrlich schmeichelndem Sonnenlicht, mit Hut und Pinsel und Stunden um Stunden im Freien arbeitend vorstellen – zumindest wird dies häufig suggeriert. Künstler, die nach der Erfindung der breit zugänglichen Fotografie tätig geworden sind, holen sich ihre Anregungen im Prinzip auf zweierlei Weise übersetzt: das eine ist, dass sie durch die Landschaft, durch die Welt gehen  (ganz zu schweigen von den vereinfachten Reisemöglichkeiten, die man heutzutage hat!)  und besondere Orte vorfinden, die sie ansprechen. Zum anderen sind es ja die Fotos, die Ausschnitte, die sie sammeln können. Ein gedrucktes und kompaktes Gedächtnis, das man mit nimmt und dann im Atelier zur Hand hat.
Wie passiert bei Stella diese „Übersetzung“ von Erinnerung und Foto zum Malen? Denn nur weil man etwas festgehalten hat, heißt es ja noch lange nicht, dass man es eins zu eins überträgt oder übertragen kann – vor allem, wenn es der Künstlerin um das eigene Empfinden der Landschaft geht. Man liest und hört auch von ihr, dass sie sehr genau beobachtet und hin hört, gleichwohl sich in den Bildern keine Details wiederspiegeln.
Eitempera, eine traditionelle Form der Farbpigmentbindung, ist neben der Aquarelltechnik die gewählte Arbeitsweise von Stella Kown-Mockenhaupt. Sie lässt auf großen Flächen innerhalb der Bildkomposition Felder, Himmel, Wasser und Steinformationen entstehen. Gleichermaßen wird dem Betrachter immer deutlich: hier handelt es sich nicht primär um eine Illusion der Perspektive; hier werden Farben genutzt, um Bereiche voneinander zu trennen, ohne aber die Landschaft zu stückeln. Anders gesagt, zitiere ich deinen ehemaligen Professor Herrn Wilmsmeyer: „durch Zusammenfügen der Farbflecken wird die gemeinte Bildwelt neu hervorgebracht.“ Es ist kein Puzzle, das wir zusammenfügen müssen; die Bildwelt, die Stella erschafft, entsteht automatisch. Sie möchte „Farben formen“, so Prof. Wilmsmeyer. Farben, die ihr in der Natur begegnet sind, auf Leinwand bringen.
Nicht unerwähnt lassen, meine Damen und Herren, möchte ich aber auch noch die Figuren, die in einigen Motiven auftauchen. Ganz ähnlich wie Naturelemente sind diese aus flächigen Farbformen zusammengefügt, begegnen dem Betrachter dadurch ohne Gesicht – wie eben schon erwähnt, sind diese feinen Details nicht die Essenz in der Zusammenfügung von Wahrnehmung. Wir orientieren uns eher an anderen Facetten: die grün blaue Wasserfläche hinter den beiden, der extreme Schatten, der unter einem Instrument entsteht, die Umrisse der eingefangenen Sitzpositionen. Kontakt zu den Figuren und Eindrücke der Landschaft funktionieren über die Farbsetzung. Das starke Blau, dass Ihnen immer wieder begegnet. Das satte Gelb, das wir mit Weite, Sonne und Feldern assoziieren.
Es sind wiederkehrende Muster in allen Werken, die von einer intensiven Auseinandersetzung mit der Umgebung, mit dem Vorbild Cézannes impressionistischer Malerei, und mit dem Handwerkszeug von Eitemperatechnik und Aquarell zeugen.
Ich lade Sie jetzt
– und übrigens noch bis zum 16. Juni –
alle herzlich ein, sich selbst in die farbenreichen Landschaften von Stella Kown-Mockenhaupt hineinzuträumen und sich anzuschauen, wie sie es mit Leichtigkeit schafft, uns an fremde und vertraute Orte zu transportieren.
Herzlichen Dank.

Vielen Dank an all die zahleichen Gäste zur Eröffnung für einen wunderbaren Sonntagvormittag