Beate Hellwig: Bruchstücke

Beate Hellwig
Beate Hellwig

Beate Hellwig: Bruchstücke

28.03. – 05.05.2003
Artgalerie Siegen

Zerborstene Fensterscheiben und die daraus entstandenen Bruchstückformen, bilden die Grundlage für ihre Radierungen und Collagemalereien der Ausstellung.
Schwarz, Weiß, Grau- und Blaunuancen, die durch Überlagerungen und Schichtungen der Farbe entstehen kann man auch an den zerstörten Fensterfronten verlassener Industrieruinen, die als Vorlage dienten, erkennen.
Sowie der Blick durch bizarre Öffnungen in die Dunkelheit gezogen wird, so führt an anderer Stelle der Durchblick in die Helligkeit. Basierend auf diesen Beobachtungen entstand eine Serie von 35 Radierungen. Durch freies Komponieren und Experimentieren, beim Druck mehrfach Oberflächenbearbeiteter 50 cm X 70 cm X 1mm starken, zersägten Zinkplatten, entwickelten sich abstrakte Grafiken mit einer eigenwilligen Formensprache, handgedruckt auf 76 cm X 96 cm handgeschöpften französischem Büttenpapier. In der Art Galerie zeigen wir einen Auszug aus dieser Werkreihe.

Biografie von Beate Hellwig

1955 Geboren in Siegen
1986 Schule für Zeichnen und Gestalten, Siegen
Dozent Johannes Kotzi
1984 – 1989 Privatunterricht bei Johannes Kotzi
1991 – 1995: Privatunterricht bei Barbara Steffen
1993 – 2001 Gasthörerin an der Universität Siegen bei Georg Tokarz und Prof. Daniel Hees

Mitgliedschaften

1995 Cultura Frauenforum
1999 Frauenkunstforum Hagen

Einzelausstellungen (Auswahl)

Art Galerie Siegen
Stadtmuseum, Hilchenbach
Cafe Sohler, Siegen
Schmuckgalerie Schneider, Hilchenbach
Möbel & Design Kretzmer, Norden / Ostfriesland
Bibliothek der Universität Siegen

Zur künstlerischen Arbeit von Beate Hellwig

„Im Schaffen von Beate Hellwig treten die Radierungen als diejenige Werkgruppe in den Vordergrund, in der sich ihre künstlerische Absicht und Aussage am deutlichsten manifestiert.
Von den möglichen grafischen Techniken hat sie sich vornehmlich auf die Technik der Radierung konzentriert. Um die Radierungen der Künstlerin angemessen beurteilen zu können, sollen einige grundsätzliche Eigenschaften der von ihr angewendeten Verfahren erläutert werden. Der Begriff ,,Radieren“ – dem lateinischen Wort ,,radere“, schaben, reiben, kratzen entlehnt – bedeutet im Sinne der Druckgrafik: eine Metallplatte mit Vertiefungen zu versehen. Wegen der Korrosionsbeständigkeit werden hierzu meist Zink- oder Kupferplatten verwendet. Die Vertiefungen, ganz gleich, ob es sich um Linien oder Flächen handelt, werden nach dem Ätzen mit Farbe eingerieben. Dieses Auftragen der Farbe, das jeweilige Ein- und Ausreiben der zuvor gravierten Druckplatte ist ein selbstgestalterischer Prozess.
Wenn man die Grafiken von Beate Hellwig genau ansieht, stellt man unschwer fest, wie viele Zwischentöne es vom tiefsten Schwarz bis zum hellsten Grau gibt. Denselben Reichtum an Nuancen findet der Betrachter dort, wo vom Schwarz-weiß noch die Farben hinzutreten. Bei den Farbradierungen der Grafikerin werden die Arbeitsgänge noch erheblich aufwendiger, da für jede Farbe eine eigene Druckplatte hergestellt werden muss. Beate Hellwig kombiniert gern mehrere grafische Verfahren, um einer Komposition den gewünschten künstlerischen Ausdruck zu verleihen. Betrachten wir die Formgebung der Radierungen, so zeigt sich, dass die Künstlerin in den frühen Blättern von realen Gegenständen ausgeht. Häufig sind es Maschinendetails wie zum Beispiel Zahnräder, Rohre, Lochbleche, Schläuche und andere, nicht selten auf einem Schrottplatz entdeckte Gegenstände, die skizziert oder fotografiert, den Ausgangspunkt ihrer Komposition bilden. Das Reale der Fotografie wird in der subjektiven grafischen Umsetzung zu einer Wirklichkeit anderer Art. Für Beate Hellwig besitzt die Fotografie Rohstoffcharakter, mit deren Inhalten sie neue formale Zusammenhänge schafft. Details werden so zusammengefügt, dass eine neue, meist eine fremdartige Relief-Räumlichkeit entsteht. Diese Relief-Räumlichkeit wird konkret in den Kartondrucken, indem sich die einzelnen Schichten überlagern.“ Georg Tokarz