Neue Landschaften

Axel Schenk: Abstracts und Neue Landschaften
Abstracts und Neue Landschaften

Abstracts und neue Landschaften

Axel Schenk
„Abstracts und neue Landschaften“
27. September – 31. Dezember 2011

Öffnungszeiten:
mo-do     8.00 – 16.30 Uhr
fr     8.00 – 15.30 Uhr,
sowie jeden 1. Sonntag im Monat von
15 bis 18 Uhr

Info: IHK Siegen, Referat Öffentlichkeitsarbeit, Tel. 0271/3302-317

Neue Abstrakte Landschaften: Die faszinierenden Werke in der IHK-Galerie

Der Kölner Maler Axel Schenk nähert sich in seinen Konzeptserien fiktiven Landschaften und entfernt sich wieder von ihnen. Seine aktuellen Arbeiten, großformatige Ölgemälde, stellt der gebürtige Siegener vom 27. September bis zum 31. Dezember in der IHK-Galerie aus. Präsentiert wird die Ausstellung gemeinsam mit der Art Galerie von Helga Oberkalkofen in Siegen. Ihr Titel: „Abstracts und neue Landschaften“.

Die Motive könnten große helle Steine sein, angespült vor einem Bachbett am Fluss, ein anderes der fast zwei mal zwei Meter großen Ölbilder könnte ein Waldboden sein, uneben und dunkel, dahinter Baumstämme. Schenks „neue Landschaften“ bleiben diffus im Ungefähren. Als Betrachter kann man sie nicht scharf stellen, sie geben nicht viel mehr preis als eine Ahnung vom dargestellten Material: Stein, Holz oder Wasser. Doch das ist natürlich nichts von dem Alldem, sondern das interpretiert der Betrachter in die Pinselstriche aus Ölfarbe nur hinein. Aus den Pinselstrichen hat der Maler etwas entwickelt, eine Horizontlinie geschaffen und einen Himmel, der darüber sein muss.

Neue Abstrakte Landschaften und die Kunst des Experimentierens: Die Vernissage in der IHK-Galerie

Schenk sagt über seine Arbeiten, sie seien Konzeptmalerei und er ein Land-schaftsmaler, dem das Motiv abhanden gekommen ist. Der Künstler interessiert sich überhaupt nicht für die Darstellung „realistischer“ Landschaften, sondern für den Pro-zess des Malens selbst. Für das, was passiert, wenn man sich Gegenständlichem an-nähert, er experimentiert mit den Grenzen und Übergängen von Gegen- zu Ungegen-ständlichkeit.

Die Vernissage „Abstracts und neue Landschaften“ findet am 27. September um 19 Uhr in der IHK-Galerie, Koblenzer Straße 121, 57072 Siegen, statt.

Foto: Carsten Schmale

aus dem Wirtschaftsreport:
Axel Schenk
Experimente mit Grenzen

Der Kölner Maler Axel Schenk nähert sich in seinen Konzeptserien fiktiven Landschaften und entfernt sich wieder von ihnen. Seine aktuellen Arbeiten, großformatige Ölgemälde, stellt der gebürtige Siegener vom 27. September bis zum 31. Dezember in der IHK-Galerie aus. Präsentiert wird die Ausstellung gemeinsam mit der Art Galerie von Helga Oberkalkofen in Siegen. Ihr Titel: „Abstracts und neue Landschaften“.


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Die Kunst des Interpretierens: Schenks abstrakte Landschaften und der Prozess des Malens

Die Motive könnten große helle Steine sein, angespült vor einem Bachbett am Fluss, ein anderes der fast zwei mal zwei Meter großen Ölbilder könnte ein Waldboden sein, uneben und dunkel, dahinter Baumstämme. Axel Schenks „neue Landschaften“ bleiben diffus im Ungefähren. Als Betrachter kann man sie nicht scharf stellen, sie geben nicht viel mehr preis als eine Ahnung vom dargestellten Material: Stein, Holz oder Wasser.

Pinselstriche aus Ölfarbe
Da ist natürlich nichts von dem Alldem, sondern das sieht der Betrachter in die Pinselstriche aus Ölfarbe nur hinein. Aus den Pinselstrichen hat der Maler etwas entwickelt, eine Horizontlinie geschaffen und einen Himmel, der darüber sein muss. Schenk sagt über seine Arbeiten, sie seien Konzeptmalerei und er ein Landschaftsmaler, dem das Motiv abhanden gekommen ist. Schenk interessiert sich überhaupt nicht für die Darstellung „realistischer“ Landschaften, sondern für den Prozess des Malens selbst. Für das, was passiert, wenn man sich Gegenständlichem annähert, er experimentiert mit den Grenzen und Übergängen von Gegen- zu Ungegenständlichkeit.

Die Suche nach dem Moment des Entstehens: Die malerische Erkundungen und die Wahrnehmung der Landschaft

Axel Schenk wuchs in der Siegener Oberstadt auf, er machte eine Fotografenlehre bei Hans Wilhelm Fuchs. Dann ging er nach Köln und studierte an den Werkkunstschulen Fotografie und Malerei, er lebt und arbeitet seit 1975 in der Domstadt. Die fertigen Landschaften, die bei seinen Malprozessen entstehen, findet Schenk an ihrem jeweiligen Schlusspunkt nicht mehr so interessant, denn sie selbst sind gar nicht das Ziel seiner malerischen Erkundungen: „Mich interessiert viel stärker der Punkt, wo ‚es’ gerade entsteht, der Punkt, an dem sich das Gefühl für eine Landschaft einstellt“, sagt er. Wann wird aus einer dunkleren Bildpartie ein Horizont, wann entsteht der Himmel? Malerei ist Wahrnehmung und Schenks Bilder führen auf die Spur zu Antworten auf diese Fragen, wenn man sie intensiv betrachtet.

„Am Anfang habe ich eine Ahnung, deshalb male ich, um die Bilder im Malen zu finden“, sagt er. „Man nimmt sich gar nichts vor, man versucht, zwischen den Farben eine Grenze zu schaffen und zu schauen, wo es ‚himmelig’ wird“, beschreibt Schenk seine Vorgehensweise. Manchmal dreht er die begonnenen Bilder und sieht, dass eine Partie eine Nahsicht auf etwas sein könnte, ein Boden statt Himmel und dann wird es auch so fertig gestellt.

Die Evolution der Landschaft: Der künstlerische Prozess und seine Suche nach Neuartigkeit

Die Bilder, die Schenk in Siegen ausstellt, entstanden in den vergangenen drei Jahren, aus abstrakten Phasen, die in Landschaften münden und sich dann wieder davon weg bewegen. Zwei, drei Jahre arbeitet er an Variationen, Schritten und Annäherungen, ein paar Tage oder eine Woche an einem Bild. Konzentriert und meistens nachts in seinem Gemeinschaftsatelier in einer ehemaligen Kantinenküche im Kölner Norden. Dann, nach vielleicht 50 Bildern verlasse er ein Motiv wieder, wenn es nicht besser wird, erzählt er. Manche Versionen seien nicht gelungen, von jedem Zyklus bleiben etwa zwanzig Bilder. „Wenn ich wiederhole, wenn da nichts Neues mehr und keine Entwicklung mehr kommt, dann muss ich was Anderes machen. Das ist dann ein schmerzhafter Prozess und wird nicht von mir begrüßt“, sagt der 59-Jährige über seine Themenwechsel.

Organisches Wachstum auf der Leinwand: Die spielerische Malerei und die Entstehung neuer abstrakter Landschaften

Unbewusste und spielerische Vorgehensweise
Die „Abstracts“, eine weitere Serie, die er in Siegen ausstellt, sind schwarz-weiße Bilder mit kleinen „Ereignissen“ darin, wie er die im Weiß auftauchenden oder verschwindenden Farbelemente nennt. Schaukelnde Zipfel von etwas Buntem in weiß-grauem kräuselndem Farbschaum. Ein abstraktes Ensemble aus Vorkommnissen in einer immer wieder ins weiß atmenden Fläche. Klassisch abstrakte Malerei, die ihre eigenen Landschaften auf der Leinwand abbildet.

Axel Schenk sagt, er male seine Bilder organisch wachsend, er „stricke Bilder“, von oben anfangend nach unten, macht kleine Kleckse, er geht unbewusst und spielerisch vor. Er schaut zu, wie ein Bild entsteht, wie Dinge und Gegenständliches darin auftauchen. Er macht keine Vorskizzen, „die Komposition ergibt sich“. Das organisch wachsende in seiner Malerei sei nah an der Natur, sagt Schenk, Landschaft sei ein offener Begriff.         wan

Axel Schenk – Abstracts und neue Landschaften

IHK-Galerie 27. September bis 31. Dezember 2011 in Zusammenarbeit mit der „Art Galerie“, Helga Oberkalkofen, Siegen

Rede zur Vernissage am 27. September 2011, 19 Uhr
Eva-Maria Reuther, Wittlich

„Es ist ihr eigentliches Wesen, dass sie ewig nur werden, nie vollendet sein kann.“ Wenn ich Axel Schenks Bilder betrachte und über seine künstlerische Arbeit nachdenke, fällt mir Friedrich Schlegels Satz über das Wesen der romantischen Poesie ein. Auch Schenks Bilder sind solcherart immer im Werden. Für ihn ist der Schaffensprozess mindestens ebenso wichtig, wie das vollendete Bild.

Das Fließen der Malerei: Die Bilder als sinnstiftende Grenzgänger zwischen Innenwelt und Betrachter

Schenks Bilder sind auch daher, weithin ein offenes Programm. Am Anfang ist da eine vage Bildidee. Im Malen nimmt sie zunehmend Gestalt an. Axel Schenk malt seine Bilder von oben nach unten. Mit unbekanntem Ende entrollen sie sich gleichsam unter seinem meist festem Pinselzug auf der Leinwand. Die grundiert der Maler nicht weiß oder schwarz – wie üblich – sondern in neutralem Grau, damit auch ja kein allzu starker Kontrast vorzeitig das Bild verschränkt und den Malfluss hemmt. Der Malprozess selbst ist bestimmt von einem dauernden Wechsel aus Werden und Vergehen, von spontaner Geste und anschließender Übermalung. Aber damit nicht genug: Mögen auch Keilrahmen und Leinwand, das „Dinghafte“ des Bildes wie Martin Heidegger sagt, die malerische Einwirkung begrenzen und in einen vorgegebenen Bildraum fassen.

Axel Schenks Gemälde drängen über diesen Bildraum hinaus, sie greifen über in jenen anderen geistigen und seelischen Raum unserer Vorstellung, um sich dort mit dem Gespeicherten zu neuen Bildern zu verbinden. Solcherart werden sie zu sinnstiftenden Grenzgängern zwischen der Innenwelt des Malers und der des Betrachters. Es ist dieses Fließen, der Ausdruck einer raumgreifenden geistigen und seelischen Dynamik, die mich sogleich für Schenks Bilder und speziell die hier gezeigten „Abstracts“ und „Landschaften“ eingenommen hat.

Die Vielfalt eines Künstlers: Die kohärente Entwicklung und seine neuen thematischen Werkgruppen

Axel Schenk ist ein Maler, dessen zahlreiche Werkgruppen immer wieder für Neues stehen. Gleichwohl erfindet sich der Künstler dabei nicht selbst jedes Mal neu. Wer sich mit Schenks Werk beschäftigt, erkennt schnell: Das Werk des Kölner Malers, der inzwischen über eine lange Werks- und Ausstellungsbiografie verfügt, weist eine schlüssige, dabei spannende Entwicklung auf. Axel Schenk wurde übrigens 1952 in Siegen geboren. Nach einer Fotografenlehre absolvierte er ein Studium an der Kölner Werkkunstschule unter anderem bei Werner Schliefers, dem er womöglich seine sanfte Farbigkeit verdankt. Seit 1975 lebt und arbeitet Axel Schenk in Köln. Seine Bilder befinden sich in privaten und öffentlichen Sammlungen. Schenk arbeitet gern in Serien, auch in diesen beiden Werkgruppen, die Sie hier sehen, eben den erwähnten „Abstracts“ und den „Landschaften“.

In diesen beiden Serien, den „weißgrundigen Abstracts“ und den farbstarken neuen „Landschaften“ verbildlichen sich gleichsam die beiden Grundbedingungen der menschlichen Existenz, derRaum des Geistes und der Raum des Gefühls.

Die Mystik des Weiß: ‚Abstracts‘ als Ausdruck von Bewegung und Irritation

Beginnen wir mit den „Abstracts“. Wie Sie wissen, ist Weiß eine ganz besondere Farbe. In ihr verdichtet sich der gesamte Farbkreis. Weiß ist aber auch eine geradezu mystische Farbe, sie ist – in Jacob Böhmes Sinn – Lichtgestalt an sich. Der weiße Raum ist Ausdruck von Vergeistigung und Transzendenz. All das verbildlicht sich auch in Axel Schenks, „Abstracts“, deren Titel mehr meint, als den künstlerischen Verzicht auf Gegenständlichkeit und Figuration. Dennoch ist Schenks weißer, lichter Bildraum kein stiller Ort, an den wir uns abgeklärt und Welt entsagend zurückziehen können, kein beschaulich sicherer Raum. Axel Schenks weißer Bildraum ist voller Bewegung und Irritation.

Unzählige Farbstrudel bringen das stille Weiß in Aufruhr, die drängende Geste des Malerpinsels versetzt die Farbe in scheinbar endlose Schwingungen. Wie Störfeuer irrlichten die Farbeinsprengsel durch das weiße Feld. Man kann es auch so sehen: wenn Axel Schenk im weißen Feld seine Farbe setzt, holt er ans Licht, was sich im Weiß verbirgt. Wenn Sie sich die beiden Werkgruppen der „Abstracts“ und der „Landschaften“ als Reihe anschauen, werden Sie feststellen, dass in beiden der Pinsel einem gewissen Rhythmus folgt: nämlich dem vom Großzügigen zum Minutiösen – bis hin zum Punkt – und zurück. Es ist ein steter Wechsel zwischen Annährung und Entfernung, zwischen Verdichten und Lösen. Dem geistigen Raum der „Abstracts“ stehen die farbmächtigen „Landschaften“ gegenüber.

Farben der Seele: Landschaften als Ausdruck von Gefühl und Seelenwelt

„Meine Bilder sind jetzt viel farbiger geworden“, hatte mich Axel Schenk vorgewarnt, als ich ihm meinen Atelierbesuch telefonisch ankündigte. Kein Wunder: ist doch die Farbe ein geradezu klassisches Ausdrucksmittel für Gefühls- und Seelenwelt. Spätestens seit der Romantik dient das Landschaftsbild als Spiegel seelischer Befindlichkeit. Auch in Schenks Werk war die Landschaft immer als Thema gegenwärtig. Anders als die Romantiker und auch anders als in seinen frühen Arbeiten arbeitet Axel Schenk bei seinen neuen Landschaftsbildern allerdings nicht auf der Folie einer realen Landschaft. Seine Landschaften haben ihren Ursprung im Malprozess.

Die Lesart der neuen Landschaft: Die gemalte Welt als Spiegel der inneren Landschaft

Wirklich zur Landschaft macht sie indes erst das Auge des Betrachters und seine Lesart. Wer Axel Schenks „Landschaften“ mit den Augen liest und begreift, erkennt in den reliefartigen Strukturen der Übermalungen Berge und Höhenzüge, macht Nähe und Ferne aus kalten und warmen Farbtönen aus. Das Auge folgt den Schneisen, die das Licht schlägt und den Wegen, die es aufzeigt. Pinselstrich und Farbe schaffen Formen und Strukturen, die man als Berge, Steine, oder sogar Baumstämme erkennen kann. Im tiefen Blau träumen Blumen und Pflanzen. Schenks Landschaften sind zum Teil dramatische, aufgewühlte Landschaften. Gleichwohl bleiben die Farben erstaunlich sanft und gebrochen. Und damit sind wir einmal mehr beim Künstler, der nun einmal nicht von seinen Farben und Strukturen, seiner gemalten Welt, zu trennen ist. Es ist sein Wesen, seine Welterfahrung, die sich in diesen Bildern veräußern, sein emotionaler und geistiger Wille, die diese Bilderwelt schaffen.

Als Landschaft bezeichnet man gemeinhin einen typischen zusammenhängenden Ausschnitt aus der Natur. Schenks „Landschaften“ sind ein solcher Ausschnitt aus der Wesensnatur des Künstlers. Wir sind eingeladen, diese Natur und ihre Landschaften zu entdecken, und sie gewinnbringend mit unserem eigenen Vorrat an Bildern, an seelischem und geistigem Wissen zu verbinden. Axel Schenk, der Maler, mag längst weiter gezogen sein. Entspringt doch auch das Malen und künstlerische Schaffen – und damit bin ich wieder bei den Romantikern vom Anfang – jener Sehnsucht, von der Ludwig Tieck glaubt, dass sie „ewig währt, weil sie ewig nicht erfüllt wird, damit sie nicht sterbe. Denn sie sehnt sich im innersten Herzen nach sich selbst“.

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