Martin Sonnleitner in der Art Galerie Siegen
Die Art Galerie Siegen präsentiert ab dem 02. Februar 2020:
Martin Sonnleitner Rockin‘ Pop Art
Vernissage: Sonntag, den 02. Februar 2020, um 11 Uhr
Art Galerie, Fürst-Johann-Moritz-Straße. 1, 57072 Siegen
Die Art Galerie stellt vom 02. Februar 2020 bis 28. März 2020 Bilder von Martin Sonnleitner aus.
Der niederösterreichische Maler Martin Sonnleiter ist bekannt für seine bunten und knalligen Kunstwerke. Durch seine Malereien im Pop-Art-Stil hat er bereits international Bekanntheit erlangt und ist auf zahlreichen Ausstellungen vertreten. Seine Werke, die Porträts berühmter Persönlichkeiten aus der Musik- und Künstlerszene zeigen, bestehen aus einer Mixtur aus Emotionen und Techniken. Denn das Oeuvre des Künstlers mit der popartigen Farbflächenmalerei wird durch realistische, kubistische und expressionistische Kunsteinflüsse ergänzt und spiegelt eine Vielschichtigkeit Sonnleiters malerischen Kunst wider. Auf gekonnte Weise nähert sich Sonnleiter der abzubildenden Persönlichkeit und verfremdet ihr Gesicht durch Farbigkeit und Abstraktion, ohne dass ihr Wiedererkennungswert verloren geht. Besonders wichtig ist für den Künstler der Mensch hinter der Kunstfigur, seine Geschichte, die er künstlerisch zu ergründen versucht. Er sucht „die Schnittstelle zwischen Ikone und Person“ und gibt dabei nicht einfach die Realität wieder, sondern bildet seine eigene individuelle Interpretation eines Menschen. Das Vereinen der vermeintlich gegensätzlichen Abstraktion und Gegenständlichkeit in den Bildern von Martin Sonnleiter wiederspricht sich nicht, vielmehr entsteht eine Mixtur aus anarchischer Disharmonie durch verschiedene Ebenen, Farben, Formen, Techniken und Emotionen. „Nichts würde einen Künstler so sehr verletzen wie keine Reaktion“ lautet eine seiner Aussagen zur Kunst, die Vermittlung von Gefühl ist somit ein permanenter Bestandteil seiner Malerei.
Martin Sonnleitner, geboren 1965 in Niederösterreich lebt heute mit seiner Frau Elisabeth in St. Pölten.
Martin Sonnleitner: Rockin‘ Pop Art
02. Februar 2020 bis 28. März 2020
Vernissage: Sonntag, 02. Februar 2020, 11 Uhr
In die Ausstellung führte ein: Dr. Gunhild Müller-Zimmermann, Kulturredaktion der Siegener Zeitung
Meine Damen und Herren,
wir kennen sie alle – oder zumindest viele. Ihre Gesichter bevölkern die Medien, die Klatsch-, die Musik-, die seriösen Magazine und Zeitungen, die TV-Sendungen und das Internet. Sie gehören zu unserem Alltag – irgendwie. Die Älteren unter uns haben ihre CDs im Regal stehen, die jüngeren haben vielleicht noch den einen oder anderen Song in ihren Playlists von Spotify und Co. Sie sind so etwas wie „ständige Begleiter“ – und hier umgeben sie uns „geballt“, Martin Sonnleitners Rock- und Pop-Stars.
Bunt, knallig, manchmal überlebensgroß – wie ihre mediale Erscheinung ist (oder wie wir sie empfinden sollen). Der Österreicher Martin Sonnleitner, den Helga Kellner auf einer Messe kennenlernte und von seinen Arbeiten so begeistert war, dass sie ihn sofort für eine Ausstellung „buchte“, holt die Pop-Stars für uns aus dem Sternenhimmel und zeigt sie uns auf Augenhöhe. Ohne sie zu entzaubern, aber doch so, dass sie uns begegnen können – als Pop-Stars und als „Menschen“. Dass er dabei nicht nur die „alten Stars unserer Jugend“ (er ist Jahrgang 1965) zeigt, sondern auch zeitgenössische Vertreter im Blick hat, zeigt sein Bild von Billie Eilish.
Pop-Star verwende ich hier übrigens nicht nur im Sinne einer Musikstilrichtung, sondern als Ausdruck ihres Kultstatus`, als Teil einer Pop-Kultur, einer populären Kultur, die unseren Alltag bestimmt, beeinflusst, formt. Und unsere Wahrnehmung.
Soweit alles „erwartbar. Aber Martin Sonnleitners Pop-Art ist irgendwie anders … Wie dieses „irgendwie anders“ für mich aussieht, werde ich versuchen zu skizzieren.
Martin Sonnleitner hat die populären Motive, hat den Malstil, der auf den „realistischen“ Gegenstand setzt, die vordergründige, flächige Darstellung, die bunten, kräftigen, ungebrochenen Farben, das „Aufblasen des Motivs auf plakative Übergröße. Alles Kennzeichen der Pop-Art. Doch, wie gesagt, der Künstler zeigt uns mehr.
Haben Sie diese Marylin gesehen? Wir kennen die Pose, kennen das Muttermal, kennen den provokanten Mund. Aber kennen wir auch diese Haare? Ein bißchen „störrisch“ fast. Den Ausdruck des Verlorenseins in ihren Augen? Sieht sie nicht fast so aus, als würde sie uns fragen: Habt Ihr nicht endlich mal genug von diesem Klischee? Aber sie versucht dennoch, unserer Erwartung zu entsprechen …
In dieser Arbeit sieht man schon, wie Martin Sonnleitner die „eye-candy“-Erwartungen bricht: Er nutzt zwar die plakativen Farben, aber die Farbflächen, die er auf die Konturen des Gesichtes legt, sind unregelmäßig, lösen das Plakative auf, fordern uns auf, genauer hinzuschauen. Auch der Hintergrund ist komplexer als die typische, große und unstrukturierte Farbfläche: Die Linienstruktur im Hintergrund deutet eine Tiefe an, die Marylin in einen Kontext setzt. Oder setzen könnte. – Das Gleiche macht er auch mit den abstrakten Linien- und Streifenbildern, die unsere Phantasie sozusagen unreglementiert herausfordern.
In anderen Portraits führt Martin Sonnleitner diese Mixtur aus „offensichtlicher“ Pop-Art und differenzierter Malkunst weiter aus, und befragt so die Wirkung der Pop-Art und unsere Erwartungen. Mick Jagger hier scheint in unsere Zeit der Diversität zu passen, als androgyne Version – für unsere Blicke. In dem Vierer-Portrait der Stones ist er dagegen ein älterer Mann, der so gar nichts mehr von einem plakativen, glattgeschliffenen Idol hat. Wer ist der Mensch dahinter? Wo hört der „Star“ auf, und wo beginnt der „Mensch“? Was ist unser Beitrag zur „Idolisierung“?
Wenn wir uns das Portrait des „Boss“ ansehen, springen uns diese Fragen an: Der junge, fast ein wenig Elvis-gleiche Mann steht vor einem Streifen-Hintergrund. Das teils flächig, teils detailreich gemalte Gesicht wird auch wieder von strukturierenden Farbflächen überdeckt, auffällig sind auch diese collagierten Textschnipsel, die uns informieren, dass dieser „Boss“, also Bruce Springsteen, eigentlich Bruce Frederick Joseph Springsteen heißt, das also noch viel mehr „in ihm steckt“, als wir beim „Boss“ sehen wollen.
Beim Portrait von David Bowie, das charakteristisch kantige Gesicht geairbrusht, den Zeigefinger in der typischen Geste an den Mund gelegt, wird umgeben von nur angedeuteten Liedtiteln, die unser Bild von ihm bestimmen: „Lazarus“, liest man da, „Blackstar“ oder „This is … not America“. In diese Reihe der Titel, oder auch Schlagworte, fügt sich „MS 16“ nahtlos ein: Martin Sonnleitner 2016 – der Künstler trägt zum Bild des Stars bei, wird Teil des Star-Bildes. Aber das weiß er und fordert uns auf, das Bild als „gemacht“ zu erkennen, und das Dahinter zu suchen.
Diese Brechung bewirkt Martin Sonnleitner auf verschiedene Weisen: Er malt, das heißt er bietet Details, die die plakative Welt der Pop-Art auflösen;
er geht auf die „Streifentechnik“ und schafft so eine Tiefe, die die offensichtliche Eindimensionalität der Darstellung (nur ein glattes Bild ohne Kontext) in Frage stellt;
er macht die Vielschichtigkeit einer „Mona Lisa“ augenfällig, indem er ihre vielen Schichten, rasterbildgleich, einfach in kleinen Farbkleksen über sie legt;
er befragt Google – und erinnert uns daran dass es X-Millionen mögliche Antworten auf die Frage gibt, wer dieser Picasso im bekannten gestreiften Marine-T-Shirt eigentlich ist, X-Millionen Antworten, wo eigentlich nur er selbst die Antwort hat – und wir (leider) zufrieden sind, wenn wir sein Bild „erkennen“.
So spielt Martin Sonnleitner mit dem Bild, das wir uns von anderen machen – und zufrieden sind, wenn wir meinen, über unsere Helden verfügen zu können, weil wir sie an die Wand hängen. Er zeigt uns, dass die bekannten Bilder eigentlich auch ganz anders gelesen werden können. Er befragt, sozusagen metakünstlerisch, auch die Methoden, die es erlauben, solche Heldenbilder zu schaffen und zwingt uns zu ertragen, dass er sie auflöst – oder an ihnen kratzt. Und das Ganze mit ästhetisch schönen, packenden Bildern.
Er scheint zu sagen: Das ist Eure Alltagskultur. Aber schaut sie Euch doch mal bewusst an! Fragt … – Viel Spaß dabei! Sie werden Entdeckungen machen.
Dr. Gunhild Müller-Zimmermann