Die Art- Galerie Siegen präsentiert ab dem 08. März 2015:
Christian Heinrich: Wandlungen
Die Ausstellungseröffnung findet am:
Sonntag, den 08. März 2015, um 11.00 Uhr in der Art Galerie,
Fürst-Johann-Moritz- Straße 1, 57072 Siegen statt.
Christian Heinrich: Wandlungen, neue Bilder
Wandlung von Christian Heinrich Information und Bedeutung der neuen Bilder
„In Allem liegt der Wandel, Bewegung und Vergänglichkeit. In Allem trifft sich Gegensätzlichkeit und Spannung. Alles ist im Fluss. Erst wenn ich fähig bin, einen Zerstörungsprozess einzuleiten, habe ich mich vom Liebgewonnenen befreit und entdecke dann zufällig das Konkrete”.
Zunächst zur Biografie von Christian Heinrich
Christian Heinrich wurde 1957 in Berlin geboren. Er studierte zunächst Kunstgeschichte, Archäologie, Publizistik an der Freien Universität Berlin und später an der Universität der Künste in Berlin. 1986 machte er seinen Meisterschüler bei Prof. Herbert Kaufmann. Seit Mitte der 90er Jahre verbrachte Heinrich zunächst mehr Zeit in New York, in den Südwesten der USA, in der Türkei und dann seit 2000 zunehmend bis heute in Südafrika.
„So spiegeln die afrikanischen Collagen die kraftvolle Urwüchsigkeit des schwarzen Kontinents wider. Seine ruhigen Flächen scheinen unter afrikanischer Sonne zu vibrieren. Man meint Mauervorsprünge, staubige Straßenfluchten, verwinkelte Hüttenvorsprünge in dampfendem Sonnenlicht zu erkennen. Jedoch ist Heinrich ein großer Interpretationsspielraum wichtig. Persönliche Afrika-Erinnerungen sollen hervorgekitzelt werden. Heinrichs Sinneserfahrungen sind bildbestimmend: so dienen Gerüche, halbverblasste Erinnerungsfetzen, Klänge und Töne als Malanstoß. Wichtig ist die Muße, unterschiedliche Eindrücke aufzusaugen, im Atelier mit Öl und feinen Papieren umzusetzen. Wie ein Kochrezept entsteht da plötzlich etwas!“
Alexandra Beusterien, Berlin 2006
Art Galerie Siegen
Christian Heinrich: Wandlungen
08. März bis zum 11. April 2015
Vernissage: Sonntag, 08. März 2015, 11.00 Uhr
Zur Eröffnung sprach: Kirsten Schwarz M.A.
Vielen Dank an unsere Besucher, für einen wunderbaren Vormittag
Christian Heinrich: Wandlungen
Papier als Medium und Material: Die kreative Wandlung in Christian Heinrichs Kunst
Papier ist die stoffliche Basis unseres Wissens und unserer Kreativität. Wir lesen, schreiben, malen und zeichnen auf Papier. Vielleicht wird das Material Papier, das uns tagtäglich umgibt und jederzeit verfügbar ist, eines Tages tatsächlich durch seine digitale Form ersetzt und wird Geschichte. Wird es uns dann fehlen? Ganz sicher wird es den Künstlern fehlen, die von den Materialeigenschaften inspiriert werden wie Christian Heinrich. Die Unmittelbarkeit im Umgang mit Papier als künstlerischem Material und Sprache ermöglicht vielschichtigere Gestaltungsmöglichkeiten als die alleinige Nutzung als Malgrund. In der Kunst dient Papier normalerweise als Untergrund und bleibt damit im Hintergrund, es bildet das notwendige Trägermaterial des Künstlers um auf ihm Kunst entstehen zu lassen. Allerdings offenbaren sich dem abseitig Suchenden völlig frische kreative Möglichkeiten, wenn er versucht Kunst aus Papier zu machen. Man kann Papier falten, knicken, knüllen, zerreißen, zerschneiden, schichten, bekleben, befeuchten, aufrauen, anbrennen oder perforieren. Diese sowohl destruktiven wie konstruktiven Verfahrensweisen führen dennoch alle zu neuen überraschenden Erscheinungsformen des Materials Papier.
Die künstlerische Entdeckung des Papiers: Christian Heinrichs experimentelle Materialarbeit
Vieles davon hat Christian Heinrich schon ausprobiert seit er 1995 Papier als sein künstlerisches Ausdrucksmittel entdeckte. In einem Laden in New York fand er eine große Auswahl handgeschöpfter Papiere aus aller Herren Länder und aus den außergewöhnlichsten Ausgangsmaterialien wie etwa Elefantendung. Die Erscheinung jedes Papiers ist individuell, die Oberflächenstruktur, die Farbe, die Textur unterscheiden sich und geben jedem dieser Unikate ein eigenes Gepräge. Die Isotropie macht den besonderen Reiz aus, da alle Fasern einer Zufallsausrichtung unterliegen, so entsteht ein ungeordnetes Gemenge, welches auch einen haptischen Reiz entfaltet. Christian Heinrich nutzt all diese Eigenschaften und unterstreicht sie in seinen Bildobjekten. Trotz vielfältiger Verformung und Anordnung bleibt die Struktur und damit Eigenheit des Materials stets erhalten. Die plastischen und transformierenden Möglichkeiten in der Verarbeitung des Materials sind ungleich größer als beim reinen Bemalen. Die reliefhaften Ausbildungen durch Schichtungen, Einreißen, Abreißen, Knautschen oder Aufdrücken, prägen diesen taktilen Teil des Arbeitsprozesses.
Die Transformation des Papiers: Von der Fläche zur dreidimensionalen Struktur in Christian Heinrichs Kunst
So wird beim Papier aus einer ursprünglich ebenen, zweidimensionalen Fläche durch relativ einfache Aktionen ein dreidimensionales Gebilde. Es entstehen Flächen aus unterschiedlichen Strukturen, die Christian Heinrich weiter bearbeitet indem er sie in Öl tränkt oder mit Leim bestreicht um anschließend Farbe aufzutragen, deckend oder lasierend. Eine künstlerische Kaschierung könnte man sagen, doch damit ist der Prozess noch nicht beendet. Die geformten Strukturen werden nun aufgeraut, eingeritzt, geglättet oder abgeschabt. Die Bilder werden zu Palimpsesten in denen der Besucher lesen kann wie der Geologe in einem Schnitt durch die Erdschichten. Vergänglichkeitsprozesse werden nachlesbar. Es entstehen schwer zu entziffernde Mäander, Marmorierungen, feinste Verästelungen oder durchscheinende Strukturen, die den Betrachter neugierig machen und zu eingehender Betrachtung verführen.
Zwischen Abstraktion und Landschaft: Die vielfältigen Einflüsse in Christian Heinrichs Kunst
Inhaltlich schwanken die Werke zwischen abstrakter Flächenbearbeitung und assoziierten Landschaften. Blaue Flächen im oberen Bildteil, erdfarbenen im unteren Bereich. So entsteht die Idee eines Blickes in die Landschaft ohne dass man einen bestimmten Ort benennen könnte. Man wird jedoch zugleich auch immer wieder mit dem Material konfrontiert, da Konturen aus dem Wechsel der Oberfläche gebildet werden und die ausgefransten Ränder an die Beschaffenheit des Papieres erinnern. Christian Heinrich besuchte mehrmals Süd Afrika und den Süden Amerikas, deren Lichtverhältnisse und Landschaftsfarben gänzlich verschieden zu den mitteleuropäischen erscheinen. Dieses Farbenspiel wird in einigen Werken Heinrichs aufgegriffen und seiner plastische Formensprache hinzugefügt. Er selbst sieht seine Intention in der Bündelung von Erinnerungen, Eindrücken und Gefühlen um diese atmosphärisch aufzuladen, ohne jedoch zu konkret zu werden. Dem Betrachter bleibt der Spielraum für eigene Assoziationen.
Der kreative Prozess und die subtile Farbkomposition in Christian Heinrichs Kunstwerken von Wandlungen
Die Farbe bildet die letzte Schicht im aufwendigen Arbeitsprozess und zugleich den ersten Zugang des Betrachters zum Bild. Christian Heinrich bevorzugt Pastelltöne, Erdtöne und Farbharmonien ohne starke Kontraste, er verwendet die Farbe um das Material zu betonen, hier steht nicht die Farbe im Vordergrund. Man findet metallische Akzente, die wie Sternenglanz wirken neben schlichten Materialien wie Jute. Der Blick wird hin-und hergerissen zwischen Oberflächen, Strukturen und Farbfeldern. Blockartige, erdverbundene Formen liegen neben Spuren, die sich im Bild verlieren oder federleichten Einsprengseln, hauchdünn und schwerelos. Jede Fläche hat ihre Besonderheit und zusammen bilden sie eine harmonisch durchdachte Komposition. Der Weg zur Abstraktion, so formuliert es Christian Heinrich selbst, befreit von gewohnten Sehstrukturen. Die Formerfindung und die anschließende Behandlung dieser Form im eigenen kreativen Duktus führt zu einer individuellen Bildsprache, die immer weiter verfeinert wird, könnte man den Gedanken fortführen.
Da weltweit über 3000 Sorten Papier bekannt sind, wird Christian Heinrich hoffentlich weiter Erstaunliches und Unvermutetes aus Papier schaffen und eben nicht nur auf Papier.
Kirsten Schwarz