Zhang Zhaofang Pleinairmalerei – Malerei Pleinair oder Freilichtmalerei entdecken
Der Chinesische Meisteraquarellist kommt zur Pleinair Malerei nach Siegen
Wir laden Sie herzlich ein zur Ausstellung
Zhang Zhaofang Siegen Pleinair
& Shao Ling Abstraktionen
18. August bis 19. Oktober 2024
Malerei
Vernissage: Sonntag 18. August 2024, um 11.00 Uhr
Begrüßung: Isolde Gomberg, Gesellschaft für Deutsch-Chinesische Freundschaft Siegen e. V., GDCF Siegen e.V.
Zur Eröffnung der Pleinair Malerei von Zhang Zhaofang spricht Chiara Manon Bohn
Voller Enthusiasmus und mit dynamischem Pinselduktus fängt der Landschaftsmaler Zhang Zhaofang gewöhnliche Szenen ein. Sie zeigen sowohl den Trubel des Alltags als auch pittoreske Stadtlandschaften und der Natur. Dabei bestimmen die Eigenschaften der Aquarellmalerei – sei es die Nass-in-Nass-Technik oder das Überlagern nicht-deckender Farbschichten – den Arbeitsprozess des Künstlers. Er ist nicht ohne Grund auf eine schnelle Aus- und Pinselführung angewiesen. Seine Werke bedürfen einer sorgfältigen Planung hinsichtlich der Farbe, Farbgebung und Komposition. So ist es Zhaofang bereits vor dem eigentlichen Malprozess möglich, sich mit der Szene vertraut zu machen. Er versetzt sich für das Malen vorzeitig in einen Zustand künstlerischen Schaffens.
Seine Arbeiten entführen in die romantische Vorstellung von Pleinairmalerei. Die abgebildeten Häuserfronten, Ladenlokale, Personen und Bäume haben trotz der mitunter der Technik geschuldeten Abstraktion einen gewissen Wiedererkennungswert. Zwar bleiben die Szenen und Motive vage und verweilen in der Flüchtigkeit ihres Entstehungsprozesses, markante Bauten und Strukturen der (Stadt-)Landschaft dienen Zhaofang jedoch als Ankerpunkte und wirken natürlich. So ist es möglich auch die Stadt Siegen aus der Sicht des Malers zu on air zu betrachten.
Die Arbeiten distanzieren sich jedoch von der bloßen Wiedergabe. Vielmehr stellen sie eine einzigartige Mischung aus Realismus und freier künstlerischer Interpretation dar. Sie schöpfen vor allem auf einem Gefühl von Poesie und Romantik, das einlädt innezuhalten und die Schönheit der (Stadt-)Landschaft und alltäglichen Umgebung wahrzunehmen.
Im Kontrast zu Zhaofangs abstraktem Realismus stehen die von organischen und geometrischen Formen sowie spirituellen Symbolen dominierten Arbeiten aus dem Atelier seiner Frau Shao Ling. Trotz ihres pastosen Farbauftrags ist auch ihre Pinselführung von Leichtigkeit und Emotionen geprägt, sodass sich die Bewegungen ihres Körpers auf die Leinwand übertragen und ein Augenmerk auf die Ausdruckskraft und Schönheit abstrakter Kunst legen.
Eröffnungsrede von Chiara Manon Bohn
Die Anerkennung der impresionistischen Malerei in den Augen der Welt.
Es ist eine romantische Vorstellung, wie Kunstschaffende im Freien mit Farben und Pinsel bestückt ihrer Arbeit nachgehen und mit wenigen Strichen das Gesehene zu Papier bringen. Gerade in Filmen wird der idealisierte Eindruck reproduziert, dass die Ausführung von Pleinairmalerei vor allem in 19. Jahrhundert und durch den Impressionismus populär wurde. Das Malen im Freien war nicht neu, Kunstschaffende verschiedener Epochen hatten bereits versucht die Natur direkt auf ihren Malgrund zu übertragen, doch waren es die Impressionist:innen, die diesen Ansatz durch eine lockere Pinseltechnik und besonderes Gespür für Licht und Farbe revolutionierten. Begünstigt wurde ihr Schaffen durch die Entwicklung von Malfarbe in Tuben, die fortan wiederverschließbar und transportabel waren. Auch die Aquarellmalerei entwickelt sich zu dieser Zeit weiter und wurde – nachdem bereits Jahrzehnte zuvor William Turner Aquarelle anfertigte – zur eigenständigen Kunst erklärt und nicht länger nur für Studien oder zum Kolorieren von Druckerzeugnissen genutzt.
Eine Mischung aus verschiedenen Maltechniken
Die Tuschmalerei – sie unterscheidet sich von der Aquarellmalerei durch Wahl des Bindemittels – ist wiederum in China und Japan seit Jahrhunderten eine gängige Malweise. Während dort mit Tusche ebenfalls die Kunstform der Kalligrafie ausgeführt wird, zeigen die Malereien traditionell reduzierte Darstellungen von Natur- und Landschaftsmotiven. Bei Zhu Da sind diese bereits im 17. Jahrhundert auf nur wenige Gestaltungselemente beschränkt und deuten gerade im Hintergrund liegende Landschaftsbereiche lediglich skizzenhaft an. Gerade weil bei diesen Arbeiten oftmals ausschließlich schwarze Farbe zum Einsatz kam, bestimmten Licht und Schatten die Wirkung der Bilder und Erkennbarkeit der Motive. In der Moderne zeigt Xu Beihong, der selbst in Paris an der Akademie der Schönen Künste studierte und europäische Techniken in die chinesische Malerei einbezog, wie mit Tusche und wenigen Handgriffen Landschaften mit bevorzugt Pferden umgesetzt werden können.
Ebenso wie Beihong lässt auch Zhang Zhaofang in seinen Aquarellarbeiten westliche Einflüsse der Aquarellmalerei mit der traditionellen Tuschmalerei seines Heimatlandes verschwimmen. Seine Werke changieren zwischen der Leichtigkeit europäischer Landschaftsbilder und Stadtansichten von Eugene Delacroix oder Camille Pissarro und der atmosphärischen Wirkung der kontrastreichen Tuscharbeiten im asiatischen Raum.
Spontaneität und Kontrolle
Auch Zhaofang arbeitet im Zeichen der Freilichtmalerei und begibt sich in Natur und Stadt auf Motivsuche. Diese Methode ermöglicht ihm Lichtverhältnisse und Farben in Echtzeit einzufangen und besonders lebendige Arbeiten zu entwerfen. Er unterwirft sich dadurch nicht nur den Eigenschaften der Aquarellfarbe und Maltechnik, die ihn zu einem schnellen Umgang mit Farbe und Pinsel zwingt, sondern auch den Herausforderungen eines unbeständigen Motivs, das sich vor seinen Augen durch Veränderung der Wetter- und Lichtverhältnisse als auch durch variierende Umgebungsbedingungen wie Passanten kontinuierlich im Wandel befindet.
Beinahe stehen diese beiden Aspekte – die Pleinair- und Aquarellmalerei – im Widerspruch zueinander, wäre die Planung nach einträchtiger Beobachtung der sich ihm offenbarten Szenen nicht ein bildimmanenter Teil seines Schaffens. Er selbst beschreibt seine geistige Vorabreit als ein Hineinversetzen in den Zustand des Designs und ein Verinnerlichen seines Motivs. Damit knüpft er unweigerlich an die Techniken traditioneller chinesischer Malerei an, die auf Seiden- oder Papierrollen ausgeführt wurden, die besonders empfindlich waren und daher keinerlei Korrekturen zuließen. Das Bild bereits im Kopf entstehen zu lassen war Voraussetzung einer solchen künstlerischen Arbeit, wie es auch für die Aquarellmalerei vorteilhaft ist. Die sorgfältige Planung von Komposition, Farbgebung und Pinselführung bei Zhang ermöglicht es ihm, sich beim Malprozess seines Handwerkszeugs zu bemächtigen und die schnelle Aus- und Pinselführung entsprechend der eigenen Planung umzusetzen.
Dynamik und Präzision
Wie in der chinesischen Tuschmalerei und Kalligrafie setzt Zhang wenige präzise Pinselstriche, die ausreichen, um das, was er Darstellen möchte, Bild werden zu lassen. Seine Arbeiten erinnern an Werke des Abstrakten Realismus, zeigen Stadtlandschaften, Architektur und Stadttreiben. Passanten und parkende Autos sind bei ihm keine Störfaktoren, sondern werden bewusst in die Szenen eingearbeitet. Ob diese kleinen Details schon während der Bildkonzeption und Auswahl des Bildausschnitts Beachtung finden oder der Künstler spontan während des Malprozesses auf das Gesehene reagiert, bleibt uns dabei verborgen. Die Flüchtigkeit dieser Momente und Alltagsszenen bildet er mit solcher Dynamik und Leichtigkeit ab, dass der Trubel der Stadt zu einem pittoresken Landschaftsbild transferiert wird.
Nicht ohne Grund erinnern Zhaofangs Arbeiten mehr an Delacroix und Pissarro, als an die dramatischen Aquarelle von John Marin. Anders als seine impressionistischen Vorbilder, die nur Naturlandschaften und undefinierbare Stadtansichten wiedergeben, finden sich in Zhaofangs Werken Hinweise auf die abgebildeten Orte. Er malt Häuserfronten mit Wiedererkennungswert, Ladenlokale mit lesbarem Schriftzug – in Anlehnung an die chinesische Kalligrafie mit Tusche – Denkmäler und Parkanlagen. Zwar bleiben die Szenen vage und verweilen in der Flüchtigkeit ihres Entstehungsprozesses, markante Bauten und Strukturen der (Stadt-)Landschaft dienen Zhaofang jedoch als Ankerpunkte. So ist es möglich hier auch die Stadt Siegen aus der Sicht des Malers zu betrachten. Die Arbeiten schöpfen indes vor allem aus einem Gefühl von Poesie und Romantik, das einlädt innezuhalten und die Schönheit der (Stadt-)Landschaft und alltäglichen Umgebung wahrzunehmen.
Während impressionistische Landschaftsmalerei als individueller Natur- und Wahrnehmungsprozess betrachtet wird, ein Vorgang den Zhaofang auf das zeitgenössischen Stadtgeschehen in abstrahierter Form überträgt, heißt es bei Bertram Kaschek, dass „für die Avantgarden die Landschaftsmalerei oft Katalysator für bildliche Abstraktionsprozesse […] ist, die mitunter zu einer völligen Lösung vom Gegenstand führten“[1] – so auch bei Shao Ling.
[1] Bertram Kaschek, Landschaftsmalerei, in: Stefan Jordan und Jürgen Müller, Grundbegriffe der Kunstwissenschaft, Ditzingen 2018, S. 220.
Zwischen Suggestion und Realismus:
Die Kunst von Ling und Zhaofang Der Abstraktionsgrad der Künstlerin schwankt zwischen den Klecksographien eines Rohrschachtest und der Idee der absoluten Kunst, „deren rein künstlerisches Wesen nicht durch eine Darstellungsfunktion relativiert wird.“[1] Mit ihrem dynamischen Pinselduktus entstehen organische Formen, deren Intensität sie durch sich überlagernde Schichten aufbaut, aber auch mit der Transparenz und Opazität der Aquarellfarbe spielt. Häufig befinden sich ihre Motive mittig auf dem Papier und belassen Teil des Werkes in einem transparenten hellen Farbton, sodass es wirkt, als sei der Bildraum nicht vollständig ausgefüllt – ein weiterer Schritt weg von naturalistischen und realistischen Darstellungen, die einer Umgebung, eines Kontextes bedürfen.
Lings Arbeiten sind von der Reinheit der Natur abgeleitet, sind Ausdruck ihrer inneren Welt, deren Energie sie in die Pinselführung legt und die Bewegungen und Empfindungen ihres Körpers so auf den Malgrund überträgt. Was wir letztlich an Gegenständlichem und Figurativem anhand der Linien und Farben in Bildern vermuten zu sehen, imaginieren wir nur – eben wie bei einem Rorschachtest.
Bei Zhaofang wiederum ist die Farbe der Gegenstandsbezeichnung unterworfen. Dennoch distanzieren sich seine Arbeiten von der bloßen naturalistischen Wiedergabe. Vielmehr stellen sie eine einzigartige Mischung aus Realismus und künstlerischer Interpretation dar. Abstraktion findet bei ihm durch Andeuten statt.
[1] Nils Büttner, Abstrktion, in: Stefan Jordan und Jürgen Müller, Grundbegriffe der Kunstwissenschaft, Ditzingen 2018, S. 24.
Die Zusammenfassung von Ling und Zhang: Abstraktion, und Emotionen in der Kunst
Die Zusammenstellung von Zhaofang und Ling könnte nicht passender sein, zeigt sie doch wie unterschiedlich der künstlerische Umgang des Abstrahierens mit und von Aquarellfarben sein kann. Beide Künstler:innen teilen jedoch in ihrer Herangehensweise an die Abstraktion den Einbezug ihrer kognitiven Fähigkeiten und Emotionen, die visuelle und seelische Erinnerungen und Erlebnisse in ihre Werke einschreiben. Zhaofang schafft malerischen Stadtansichten, die Identitätsangebote für Betrachtende liefern und eine Rückbesinnung auf das Schöne stärken. Ling wiederum bündelt in ihren Arbeiten die eigene Gefühlswelt, in deren Schöpfung sich Betrachtende selbst wiederfinden können.
Sich gegenseitig ergänzend fordern uns die Künstler:innen auf unsere Wahrnehmung auf unsere Innen- und Außenwelt zu schärfen, unsere Gefühle zu kanalisieren und unsere Umgebung bewusster zu erleben. überträgt. Was wir letztlich an Gegenständlichem und Figurativem anhand der Linien und Farben in Bildern vermuten zu sehen, imaginieren wir nur – eben wie bei einem Rorschachtest.
Bei Zhaofang wiederum ist die Farbe der Gegenstandsbezeichnung unterworfen. Dennoch distanzieren sich seine Arbeiten von der bloßen naturalistischen Wiedergabe. Vielmehr stellen sie eine einzigartige Mischung aus Realismus und künstlerischer Interpretation dar. Abstraktion findet bei ihm durch Andeuten statt.
Die Zusammenstellung von Zhaofang und Ling könnte nicht passender sein, zeigt sie doch wie unterschiedlich der künstlerische Umgang des Abstrahierens mit und von Aquarellfarben sein kann. Beide Künstler:innen teilen jedoch in ihrer Herangehensweise an die Abstraktion den Einbezug ihrer kognitiven Fähigkeiten und Emotionen, die visuelle und seelische Erinnerungen und Erlebnisse in ihre Werke einschreiben. Zhaofang schafft malerischen Stadtansichten, die Identitätsangebote für Betrachtende liefern und eine Rückbesinnung auf das Schöne stärken. Ling wiederum bündelt in ihren Arbeiten die eigene Gefühlswelt, in deren Schöpfung sich Betrachtende selbst wiederfinden können.
Sich gegenseitig ergänzend fordern uns die Künstler:innen auf unsere Wahrnehmung auf unsere Innen- und Außenwelt zu schärfen, unsere Gefühle zu kanalisieren und unsere Umgebung bewusster zu erleben.