Patrick Preller: Neue Monster braucht das Land

Ausstellung von Patrick Preller, mit dem Neue Monster braucht das Land in der Art Galerie.

Patrick Preller
Neue Monster braucht das Land

  1. September bis 25. Oktober 2025

Vom 7. September bis 25. Oktober 2025 zieht eine ganz besondere Spezies in die Art Galerie Siegen ein: farbenfrohe Wesen mit großen Augen, wilden Formen und einem Herz aus Metall. Der Künstler Patrick Preller bringt seine Monster in die Region – und mit ihnen eine große Portion Lebensfreude, Humor und Kreativität.
Was nach Grusel klingt, ist in Wirklichkeit pure Lebenslust: Prellers Monster sind nicht erschreckend, sondern charmant, verspielt und überraschend lebendig. Jedes von ihnen besitzt Charakter, Persönlichkeit – und vor allem: eine Mission. Sie wollen unseren Alltag ein wenig bunter machen, ein Lächeln hervorrufen, den Blick auf das Ungewöhnliche schärfen. In dieser Ausstellung begegnen uns Einzelwesen, Monsterrudel, Metallskulpturen mit Augen und Seele. Manche sind handgroß, andere fast drei Meter hoch. Sie verstecken sich im Fernseher, posieren auf einer Bank oder treiben im Monsteraquarium ihr Unwesen – stets mit einem Augenzwinkern.
Patrick Preller versteht es meisterhaft, starres Metall zu beseelen. Aus Aluminium- und Stahlblechen entstehen bewegte, organisch wirkende Formen, die uns einladen, genauer hinzuschauen – und uns selbst nicht immer ganz so ernst zu nehmen. Parallel dazu zeigt der Künstler auch abstrakte Arbeiten, die den Rhythmus und die Verspieltheit seiner Monsterwelt weiterspinnen.
Der 1972 geborene Künstler lebt und arbeitet in Fürth (Bayern). Seit vielen Jahren widmet er sich als freischaffender Künstler seiner bunten Monsterfamilie und anderen überraschenden Objekten. Seine Werke wurden bereits deutschlandweit ausgestellt und begeistern mit ihrer Originalität und Leichtigkeit.

Patrick Preller
Neue Monster braucht das Land

7. September bis 25. Oktober 2025
Vernissage: Sonntag 7. September 2025, um 11.00 Uhr
Zur Eröffnung sprach Kirsten Schwarz M.A.

Patrick Preller. Was ist ein Monster?

Die Definition besagt, ein ‚furchterregendes, hässliches Fabelwesen von fantastischer, meist riesenhafter Gestalt‘. Es kann sich auch um ein ‚furchterregend großes, gefährliches Ungetüm‘ handeln.

Neben einer Vielzahl an negativen Assoziationen erscheint jedoch im Wortprofil des ‚Digitalen Wörterbuchs der deutschen Sprache‘ zu Monster das Wort : liebenswert.

Gibt es liebenswerte Monster? Wenn man die Geschöpfe von Patrik Preller betrachtet kommt man schnell zu dem Schluß: aber sicher!
Es sind aus organischen Formen entwickelte Wesen, denen ein wesentlicher menschlicher Zug mitgegeben wurde: das freundliche Gesicht. Jedes Monster lächelt uns an, es hat große Stilaugen, die neugierig in die Welt schauen und denen wir Vertrauen schenken würden, kämen sie unseren Weg entlang gewatschelt.

Patrick Preller, der erst Kunstschmied lernte und dann bei dem britischen Bildhauer Tim Scott an der Akademie der freien Künste in Nürnberg studierte, entwickelte die Figur des ‚freundlichen Monsters‘ bereits vor fast 30 Jahren. Er suchte nach einer fröhlichen, optimistischen Figur, die eine gewisse Wandelbarkeit ermöglichte, aber mit ihrer positiven Ausstrahlung auch wiedererkennbar sein sollte. Sie entstand aus einem organischen Grundgerüst, dessen fliessende Konturen den Torso variabel und zugleich typisch erscheinen lassen. Größe Hände und massige Füße ergänzten die Figur. Obwohl kopflos, stehen prägnante Stiel-Augen oben vom Torso ab und ziehen damit den Blick auf sich. Auch der große, stets lächelnde Mund auf Höhe des Bauches wirkt gleichzeitig irritierend und anziehend. Dem Künstler ist diese organische Offenheit wichtig, Zitat: ‚Die Monster sind glücklich, weil sie anatomisch frei sind.’

Lebensbejahend sollen seine Objekte sein, betont der Künstler, und etwas Fröhlichkeit in den Alltag bringen. Der Pop-Art entlehnt sind die rein bunten Farben und die Verwendung von aufgesprühten Lackfarbe um die Metallformen zum Leuchten zu bringen. Jede Figur wird mit dem Plasma-Schneider aus einer Stahlblech- der Aluminiumplatte geschnitten. Patrick Preller arbeitet ohne fertige Schablonen, die Figur und ihre Attribute werden von Hand mit Kreide direkt auf die Platte gezeichnet. So handelt es sich bei den allermeisten seiner Arbeiten um Unikate. Nach dem Schneiden werden die Kanten entgratet, geschliffen und poliert. Anschließend wird das Objekt mit einem Sockel oder mit anderen Teilen des Motivs verschweisst. Die leuchtend bunten Oberflächen werden dann mit Lackfarbe besprüht. Die großen, weißen Augen werden erst ganz zum Schluß mit Kunstharzlack und einem Pinsel aufgemalt.

Die Varianz des Werkstoffes Metall ermöglicht die Gestaltung der Figuren als freistehende Objekte, wie auch als Wandobjekte. Allerdings arbeitet Patrik Preller nicht räumlich im Sinne einer Allansichtigkeit, sondern legt den Fokus auf das sich frontal präsentierende, flächige Monster. Es ist wichtig, dass es uns von vorn anschaut, denn sucht den direkten Kontakt zum Betrachter.

Die Flächigkeit lässt die Objekte weniger plastisch erscheinen, sie wirken eher wie durchscheinende Zeichnungen. Der Raum um sie herum wird mit eigebunden. Dies ist besonders deutlich bei den Objekten, die offene Gefässe beinhalten, wie Vasen, Fernseher oder Aquarien, in denen die Monster sich tummeln. Überhaupt scheint den Monstern jede Art von Bewegung möglich, sie stehen zwar oft mit beiden Füßen fest auf dem Sockel, können aber auch tanzen, balancieren, schweben und Akrobatik. Eben alles, was Spaß macht. Die großen, markanten Augen dienen dabei der Interaktion mit dem Betrachter, fast kommt der Blick einer Aufforderung gleich: Komm, mach mit, probier es doch auch mal!

Auch bei den Monster-Kollegen, die verschiedenste Berufe mit Hilfe typischer Attribute zeigen, hat uns das Monster im Blick. Mit einem gewissen Stolz präsentiert es die Gegenstände, die Freude an ihrer Handhabung, zufrieden lächelnd.

Doch Patrick Preller faszinieren nicht nur seine Monster und ihre ständige Neugier, auch Tiere haben es ihm angetan. Viele flächige Tierobjekte entstanden in den letzten Jahren, jeweils aus dem Interesse heraus, diese in Metall und in der reduzierten Pop-Art-Ästhetik darzustellen. Auf sein Markenzeichen verzichtet Patrick Preller aber auch hier nicht, sie alle tragen große Stielaugen, die jedem individuellen Tier den positiven Blick auf ihre Umwelt erlauben.

Die Monsterfamilie wird stetig ergänzt um kleine Objekte für drinnen oder sehr grosse für den Aussenbereich. Besonders hervorzuheben ist dabei die Figur für den Skulpturengarten des Pop-Art-Künstlers Otmar Alt in Hamm.

Die weich und anschmiegsam anmutenden Wesen scheinen einer friedlicheren Welt entsprungen zu sein und dennoch haben sie viel mit unserem täglichen Leben zu tun. Patrick Preller nimmt motivisch die angenehmen Seiten des Lebens auf und weist uns durch die Monster auf deren Besonderheit hin. Die freundlichen Monster winken uns fröhlich einladend zu bei der Ausführung vieler Hobbys, Berufe, Freizeitaktivitäten, ohne die unser Leben soviel ärmer und freudloser wäre.

Der wichtige mentale Ausgleich, die Auszeit, immer wieder weisen die Monster spielerisch auf ihre Bedeutung hin. Doch Patrick Preller zeigt sie auch in hintersinnig lustigen Szenen, wie dem ‚Bürokrat‘ der die Büroklammerleiter erklimmt oder das Monster, das sich aus dem Metallkubus befreit, indem es steckt. Auch das Monster, das den Nagel zu einem Bild des berühmten röhrenden Hirsches in die Wand schlägt, zeigt eine feine Ironie.

Und auch in der Abstraktion probiert sich Patrick Preller aus. Die Metallskulpturen ohne festgelegte, erkennbare Motive bilden meist lockere Formen oder Ornamente und sind weniger bunt, doch auch sie können ihren Schöpfer nicht verleugnen: überall prangen die runden Augen der Monster. Teilweise bilden diese die Grundlagen der Formen, werden ineinander und übereinander gestapelt, werden selbst zur abstrakten Metapher.

Patrick Preller sieht die Welt seiner Monster nicht als terminiert an, über soviel Schönes und Interessantes können sie sich noch begeistern, immer neue Varianten in der Gestaltung sind möglich. Er möchte, Zitat: ‚Alles vermonstern.‘

‚Leichtsinn statt Schwermut‘ könnte das Motto seiner Kunst sein. Und das wünsche ich uns allen!

Kirsten Schwarz