Ausstellung von Kwang Sung Park
Kwang-Sung Park oder auch Park Kwang Sung (Busan, 1962) aus Seoul Süd Korea in der Art Galerie
Der 1962 in Busan, Südkorea, geborene und ausgebildete Künstler lebte von 1991 bis 2003 in Paris, wo er Ästhetik und Philosophie studierte. Er stellt hauptsächlich in Frankreich, Korea, Kanada, Venezuela (Maracaibo) und den USA (Miami), sowie in Deutschland aus. Er lebt in Südkorea, wo er als Professor an der koreanischen Kunstakademie in Seoul arbeitet, und in Essen.
Seit 1997 reduziert er seine Palette auf die Farben Schwarz, Weiß und Grau. Auch seine Motive scheinen auf das Wesentliche reduziert: Landschaft, Gesichter, Körper. Auf seinen Werken liegt ein Schleier. Aus tiefstem Schwarz, leuchten Fragmente von Gesichtern und Körpern, fragil und schemenhaft, die gleich wieder zu verschwinden scheinen. Wolkenformationen ziehen über tief im Schatten liegende Landschaften. An der Grenze zur Abstraktion arbeitet Kwang Sung Park mit minimalistischem, aber zugleich hochpoetischem Ansatz. Die Spiritualität Koreas und die Offenheit westlicher Kunstauffassungen spiegeln sich in seinem Werk wider. ‚Haben und Sein‘, so der Titel der Ausstellung, ist ebenso die philosophische Fragestellung des Künstlers an seine Arbeit.
Kunst von park kwang sung (1962)
Die Ausstellungseröffnung findet am Sonntag, den 11. März 2011, um 11.00 Uhr in der Art Galerie, Fürst- Johann-Moritz- Str. 1, 57072 Siegen statt.
Zur Eröffnung sprach Kirsten Schwarz:
Kwang Sung Park: Ausstellung Haben und Sein
„Menschliches Leben begann in einer Welt so überwältigend und blendend: Die Art wie wir in der modernen Welt leben, blendet manchmal die Menschen; verhindert, dass sie sehen können. Und ich vermittle mit meiner Malerei die Freiheit für ein Lebewesen, in Würde in dieser Welt zu leben, in der selbst ein Schatten seinen Platz nicht finden kann.“
So beschreibt der koreanische Maler Kwang Sung Park die Intention seiner Malerei. Er verschafft dem Schatten Platz. Der Schatten nimmt den größten Raum in seinen Bildern ein. Ein tiefes Schwarz beherrscht die Leinwand, saugt alle Farbe auf wie ein schwarzes Loch. Doch aus diesem Sog befreit sich ein menschliches Antlitz oder eine menschliche Figur. Wie Schwimmer aus der Tiefe scheinen sie aus dem Schwarz an die Oberfläche zu drängen, kurz vor dem Auftauchen hält das Bild sie fest. So bleibt eine letzte Schwelle, bevor wir sie identifizieren könnten. Eine Kluft, ein Hindernis, vielleicht nur eine Armlänge entfernt und doch unerreichbar. Dennoch wirken sie nicht hilflos oder verzweifelt, im Gegenteil, friedvolle, teilweise fein lächelnde Gesichter oft mehr als lebensgroß dargestellt, vermitteln ein Gefühl des Friedens und ausgeglichenen Wesens.
Augen zu und durch: Die Kraft der Reduktion in Kwang Sung Parks Malerei und Zeichnungen
Teilweise umgibt sie eine leichte Melancholie, als bedauerten sie den fehlenden Kontakt zum Betrachter, denn ihre Augen sieht man nie. Der Augenkontakt ist der erste Kontakt zwischen zwei Menschen und entscheidet oft schon über Sympathie und Antipathie, auch wird von den Augen als dem Fenster der Seele gesprochen. In Kwang Sung Parks Bildern gibt es keine Interaktion zwischen dem gemalten Individuum und dem Betrachter. Die Distanz bleibt.
Die Gemälde Kwang Sung Parks drängen nicht in den Vordergrund, sondern wirken meditativ, die unbunten Farben schwarz, letztlich die Anwesenheit aller Farben, und weiß, die Abwesenheit aller Farben sowie ihre Mischfarbe grau führen die Reduktion der Motive weiter. Gesichter, Körper, Landschaft – schwarz, weiß, grau. Ein Minimum der Mittel führt zu einem Maximum an Wirkung , erst in der radikalen Reduktion wird manches klar. Konzentration in ihrer doppelten Bedeutung, denn der Betrachter wird vom Verschwiegenen angezogen. Die Frage ist plötzlich nicht mehr: wer ist hier dargestellt, sondern was ist das für ein Mensch? Es sind durchweg imaginierte Gesichter und trotzdem gelingt es dem Künstler verschiedene Physiognomien darzustellen. Auch hinter einer verregneten Glasscheibe sehen wir nicht alle gleich aus. Kwang Sung Park sucht die Seele hinter der Fassade der Menschen und das ganz konkret. Ist das Bild der Seele vielleicht nicht nur in den Augen zu sehen sondern schon im flüchtigsten Blick auf einen Menschen? Oder, wie es der Künstler selbst viel poetischer ausdrückt: ‚Ich male diese Seele, die aussieht wie eine Quelle, die nie versiegt.‘
Ost trifft West: Die gespaltene Identität in Kwang Sung Parks Koreanisches Arbeiten und Werk
Kwang Sung Park lebt in zwei Welten, geboren in Korea, wo er seine künstlerische Ausbildung erhielt, faszinierte ihn die westliche Welt mit ihren schier unendlichen Freiheiten und er zog mit 29 Jahren nach Paris. In der Kunststadt par exellence beschäftigte er sich jedoch zunächst hauptsächlich mit dem Studium westlicher Philosophie. So ist sein Werk geprägt von dem Dualismus aus östlicher Philosophie und westlichem Freiheitsgedanken. Phänomenologie und Existentialismus wirken auf sein Werk, dessen bis heute dauernde Ausgestaltung seit 1997 so besteht. Die Dialektik bestimmt also sein Werk, sowohl in geistiger als auch in Hinsicht auf die Malerei. Schwarz und Weiß, Mensch und Abbild, Konfuzianismus und westlicher Individualismus. Vielleicht sind die Menschen seiner Bilder schon einen Schritt weiter und haben die Gegensätze unserer Welt bereits aufgelöst. Angst und Scham bestimmen den Menschen und müssen von ihm überwunden werden, sagt Sartre.
Die Wesen aus der Zwischenwelt in der Kunst Kwang Sung Parks wirken wie Erscheinungen, Geister oder Mahner aus einer anderen Welt: geheimnisvoll, ätherisch aber nie bedrohlich. Eher erscheinen sie wie eine Manifestation der Worte des Phänomenologen Edmund Husserl, der seinen Begriff der ‚Abschattung‘ folgendermaßen erklärt: ‚Die Gegenstände (und Menschen) sind uns nie als ganze Einheit präsentiert. Nie haben wir die vollständige Perspektive auf sie, was letztendlich der völligen Unwahrnehmbarkeit des Gegenstandes entsprechen würde. Voraussetzung der Wahrnehmung ist die Perspektive, die damit aber auch gleichzeitig die Verborgenheit der Sache ausmacht (…) .‘
Eine Philosophie. Landschaften der Seele: Natur als Spiegel innerer Zustände
Auch die Landschaften Kwang Sung Parks erinnern mehr an Seelenzustände, denn an reale Natur. Melancholie, Hoffnung, aber auch Respekt vor der Kraft der Natur, es ist fast ein Rückgriff auf die Idee der deutschen Romantik, die Landschaft sei der Spiegel der Seele zu sehen. Dunkle Wolkenformationen, regenverhangene Himmelsdarstellungen und steinernes Grau eines Novembertages, die Atmosphäre bestimmt das Bild, nicht ein Abbild, die Landschaft selbst spielt eine untergeordnete Rolle und erscheint als diffuse Fläche dunkler Grautöne. Sie ist nicht relevant und dient nur als Abgrenzung zum bedeutenderen Himmel. Der Himmel verändert sich ständig, die Erde nicht. Auch hier ein gemalter Widerspruch unserer Umgebung. Immer wieder greift Kwang Sung Park diese auf und versucht sie zu versöhnen. In den Körperbildern reduziert er die menschliche Figur auf wesentliche Erkennungszeichen, Brüste, Taille, Schamhaar stehen für die Frau. Oft ist der Bauchnabel ein zentrales Merkmal der diffusen Form. Er ist die Verbindung des Menschen zu allen Menschen. So wird beim aufmerksamen Betrachten der Bilder aus ihrer Verunklärung allmählich eine Klärung, eine Einsicht, die Kwang Sung Park so formuliert: ,Meine Malerei vermittelt die Geschichte der Menschheit und das unsichtbare Innere des Menschen.‘
Öl auf der Leinwand, die Seele und das Leben im Fokus
Die meisterhafte Technik der Bilder, die sich an der Kunst der europäischen Portraitmalerei seit der Renaissance orientiert, passt in den Kanon aus Kontemplation bei der Arbeit und Konzentration auf das dem Künstler Wesentliche. Er malt in Öl auf Leinwand, mit feinstem Pinsel nuanciert er die Farbverläufe und bearbeitet sorgfältig die Oberfläche mit glänzendem Firnis. Lediglich die letzten weißen Akzente, den Schleier, legt er mit angetrockneter Farbe und grobem Pinsel oder Quasten auf. Ein bewußter Bruch in der Technik, der zugleich den Abbildcharakter ad absurdum führt und auf den konkreten Akt der Malerei verweist.
Hier geht es eben nicht um Porträtkunst, sondern um die Suche nach der Seele und ihren Erscheinungsformen. Das Haben und das Sein des Menschen definieren ihn, gerade in unserer Welt, abstrakt gesprochen ist es der Unterschied zwischen dem Modus des Habens als Entfremdung vom Sein. Diese Entfremdung zu überwinden, ist das Anliegen der Kunst Kwang Sung Parks und ich beende meine Ausführungen mit den Worten des Künstlers: ‚Die Gesichter schließen ihre Augen, um besser ihre innere Identität zu betrachten. Wir alle betrachten die Welt mit weit geöffneten Augen. Betrachtet nicht nur die äußere, sichtbare Welt, sondern auch euer unsichtbares inneres Dasein. ‘ Kirsten Schwarz, Siegen 2012
Ein erfreutes Publikum gibt der Ausstellung den passenden Rahmen
Kwang Sung Park: Haben und Sein. Gemälde und Grafiken.
11. März bis zum 28. April 2012
Art Galerie Siegen
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