10. November 2013 bis 7. Januar 2014
Die Art- Galerie Siegen präsentiert ab dem 10. November 2013:
Jörg Mazur: Choreographics
Die Ausstellungseröffnung findet am:
Sonntag, den 10. November 2013, um 11.00 Uhr in der Art Galerie,
Fürst-Johann-Moritz- Straße 1, 57072 Siegen statt.
Jörg Mazur (geb. 1969) zeigt seine neuste Arbeit zum Thema „Tanz“
Die Ausstellung „Choreographics“ umschreibt die zeichnerischen und grafischen Arbeiten zum Thema „Tanz“ des Künstlers Jörg Mazur, welchem er sich vor einiger Zeit bildhauerisch näherte. Die gezeigten Arbeiten umfassen Aktzeichnungen, Ölstudien und Farbskizzen tanzender, sich bewegender Menschen, die durch das Anfertigen und Ausarbeiten zahlreicher Skizzen und Entwürfe zu eigenständigen Kunstwerken auf Papier oder Leinwand entstanden sind.
Vor gut zwei Jahren sind bei der Annäherung an das Thema „Tanz“ verschiedene Skulpturen entstanden, bei denen Jörg Mazur sein Augenmerk auf die künstlerische Untersuchung des Tanzes als emotionale Ausdrucksform des Menschen legte. Während diesen Untersuchungen entstand eine Gruppe recht üppiger Tänzerinnen, deren Körper sich mit Leichtigkeit durch den Raum bewegen. Aus dieser Reihe ging beispielsweise die Figur der Göttin Concordia hervor, welche Mazur zur Markierung der ehemaligen Zeche Concordia entwarf.
Mazur nähert sich seinen Skulpturen zunächst zeichnerisch indem er entweder auf den Block direkt aufgetragene Konturen immer wieder durch das Abtragen des Materials ergänzen muss, oder durch die Anfertigung von Zeichnungen, die er vorab anfertigt und die ihm zur Orientierung und zur Optimierung der Form dienen.
Tanz als universelle Sprache
Bei den aktuellen Arbeiten zum Thema Tanz bilden spontane und schnelle Linien das Grundgerüst jeder Darstellung. Den Prozess des spontanen Zeichnens umschreibt Mazur als ein aufregendes Ereignis welches viele Eindrücke ungefiltert an die Oberfläche bringt. Bewegungsstudien sind seit vielen Jahren ein zentrales Thema Mazurs Arbeit, bei der die Anordnung und Haltung der Körper im Raum oder auf der Fläche, welche durchaus als choreographischer Aspekt verstanden werden kann, eine wesentliche Rolle spielt.
In Mazurs aktueller Ausstellung steht der Mensch als Tänzer im Focus seiner Bewegungsstudien. Die Tatsache, dass der Tanz ein fester Bestandteil menschlicher Kultur ist und die Stärkung sozialer Gefüge bewirkt, faszinierte den Künstler sehr. Der „Tanz“ bietet unendlich viele Möglichkeiten künstlerischer Interpretation und Umsetzung.
Jeder bildende Künstler der sich dem Thema annimmt steht jedoch vor dem Problem, ein momenthaftes und zeitlich begrenztes Ereignis auf Papier, Leinwand oder als Skulptur festzuhalten. In Mazurs Arbeiten geht es nicht um die Darstellung bestimmter Tänze oder Tänzer, sondern um den archaischen Aspekt des Tanzens: um die menschliche Fähigkeit sich über Bewegung des Körpers seiner Umwelt mitzuteilen und innerer Befindlichkeit Ausdruck zu verleihen.
Kunstwerke von Jörg Mazur in der Ausstellung Choreographics
Art Galerie Siegen
Jörg Mazur
10. November 2013 bis zum 7. Januar 2014
Vernissage: Sonntag, 10. November 2013, 11.00 Uhr
Zur Eröffnung sprach Nina Dungmann M.A. Ludwigsgalerie Schloß Oberhausen
Eröffnungsrede von der Ausstellung
Jörg Mazur – Choreographics
Jörg Mazurs Interesse gilt dem Menschen in allen Positionen und Ausdrücken und vor allem einer der – wie ich finde – schönsten körperlichen Ausdrucksformen – dem Tanz. Der Tanz gilt als einer der emotionalsten Darstellungsmodi des Menschen. Das Leben kann wie ein Tanz sein, es gibt aber auch den Totentanz, wo selbst die Skelette in den Reigen einstimmen. Tanzen umspannt also unser komplettes Sein. Bewegung suggeriert Kraft. Es geht um Lebendigkeit, um das Festhalten eines bestimmten Augenblickes.
Es sind keine festgelegten Tänze oder bestimmte Personen gemeint, es geht mehr um die Bewegung an sich. Ebenso sind dies keine Porträts. Die Figuren haben keine persönlichen Merkmale, sie sind Körper, die sich dem Rhythmus hingeben.
Jörg Mazur beschäftigt sich schon lange mit dem Thema Bewegung. Seine Tänze wirken archaisch. Die gleichmachende Nacktheit schafft Ursprünglichkeit und Sinn-lichkeit. Es gibt hier sowohl Männliches als auch Weibliches und Körper, die gar nicht mehr genau zu definieren sind. Tanz verrät etwas über Kultur und Herkunft einer Person.
Der Tanz verleiht etwas Schwereloses. Ausdruck wird über Bewegung erlangt. Es kommt zu einer ganz eigenen Form der Körper-Sprache. Es geht um Beziehungen und um die Verbindung von Menschen. Tanz ist ein bestimmendes Merkmal bei der Bildung von sozialen Gefügen, egal ob es um das erste Date mit Discofox oder einen Stammestanz in Papua-Neuguinea geht.
Tanz in Farbe: Skulpturale Zeichnungen
Über 70 Einzelblätter, die alle in jüngster Zeit entstanden sind, zeigen ein exzessives sehr produktives Arbeiten. So sind auch die Inhalte der Zeichnungen, wie im Rausch, kraftvoll wie der Tanz selbst. Es geht um den Ausdruck von Gefühlen.
Jörg Mazur hat sich in ein Thema versenkt, dieses inspiziert, studiert und zur Meis-terschaft gebracht. Es zeigt sich der ungebrochene Schwung des Pinsels, um das Ursprüngliche erhalten, den unmittelbaren Ausdruck.
Die Konturen nicht suchend oder tastend, wie man es bei einer Skizze erwartet, son-dern sehr bestimmt. Mazur hat seine Figuren im Kopf. Er kennt die Bewegungen genau. Die Figur wächst aus sich selbst heraus.
Jörg Mazur ist mit Leib und Seele Bildhauer, er war es schon als er es selbst noch gar nicht wusste. Alle Arbeiten – auch die grafischen – denkt er als Bildhauer, der vom Block ausgeht und bei der Skulptur endet. Dafür spricht auch das quadratische Format der hier gezeigten Skizzen. Der Skulptur geht bei Mazur jedoch immer die Zeichnung voraus. Er Arbeitet diese auf Papier oder Leinwand. Es wird direkt mit Farbe skizziert, oft mit Mischfarben, die intuitiv gewählt sind.
Tanz als Skulptur: Formen sprengen und Grenzen überschreiten
Der Künstler nutzt die skulpturale Wirkung des Tanzes, die Rückführung auf Grund-formen. Es gibt aber auch Überspitzungen in den Bewegungen. Einige Figuren drohen in voller Größe den Rahmen zu sprengen. Die Allansichtigkeit der Skulptur spielt bereits bei der Skizze eine Rolle. Denn so bringen Sie die Plastiken später zum Tanzen, in dem sie diese als Betrachter umrunden.
Auch die Verbindung zum heutigen Ausstellungsort ist meisterlich gewählt. Man könnte nämlich meinen, dass Jörg Mazur genau hier bei einem der größten Malerfürsten sein Auge geschult hat. Wir sind schließlich in der RUBENS-Stadt Siegen. Und wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen Jörg Mazur hat andächtig im Rubenssaal des Siegerlandmuseums gestanden und z.B. den Raub der Töchter des Leukippos studiert. Die Bewegtheit und die Körperfülle der von Pollux und Castor Geraubten griechischen Schönen, das vollständige Ausnutzen, fast Sprengen des Formates, all das sehe ich bei Jörg Mazur ins Zeitgenössische übertragen.
Tanzen – und ich hoffe Sie haben das alle schon einmal selbst erfahren – ist der Ausdruck von Lebensfreude, man kann sein Inneres nach außen bringen. Der Körper selbst wird zum Kunstwerk wir als Betrachter werden in den Tanz mit hinein gezogen. Also – fühlen Sie sich ganz frei, ich würde mich freuen, wenn besonders diese Ausstellung ganz viel Bewegung nach Siegen bringt.
Nina Dunkmann M.A.
LUDWIGGALERIE Schloss Oberhausen